Odysseus 2: Beginn von Odysseus Irrfahrten
Nach der Rahmenhandlung starten wir nun also dort, wo der trojanische Krieg endete. Odysseus bricht auf nach Hause und erlebt seine ersten Abenteuer, so wie man das kennt. Am Ende zweifeln wir aber daran, ob Odysseus wirklich nach Hause will, oder ob der Krieg nicht doch merklich Spuren bei ihm hinterlassen hat.Dauer: 1:46:47
Mitwirkende:
Shownotes
- TRO037 zum Ende des trojanischen Krieges
- Triere
- Thrakien
- Ismaros, Kikonen
- Lotophagen
- Lotos
- Kyklopen
- Troll, Oger
- Polyphem
- Phorkys
- Perseus | TRO018
- J.R.R. Tolkien: Der Hobbit
- Sindbad der Seefahrer
- Das tapfere Schneiderlein
- Hedonismus
- PTBS – PTSD
- The Wire
- Nihilismus
- Plünderung Konstantinopels im 4. Kreuzzug
- Doctor Who – Der neunte Doktor – Christopher Ecclestone
Hi ihr, und (wie in all meinem Kommentaren zu Podcasts, die mir viel Freude bereiten) erst einmal vielen Dank, dass ihr dies hier macht – schon die dritte Folge dieses Jahr, finde ich hervorragend!
Aber dann noch mal zu dem Pferd: Wenn das einfach nur als Opfergabe für Poseidon gedacht gewesen wäre, würde ja „timeo danaos et dona ferentes“ („ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen“, Vergil) überhaupt keinen Sinn ergeben, weil dann ja der Gaul überhaupt nicht als Geschenk gedacht/getarnt ist.
Und zu den Zyklopen/Kyklopen: liegt an einer veränderten Aussprache vom klassischen Latein zum mittelalterlichen (klassisch wird „c“ immer wie k gesprochen, siehe Caesar, was zu Kaiser wird – zu dem „ai“ darin lasse ich mich mal nicht aus, hat aber auch seinen Sinn).
Als ihr auf Odysseus‘ Persönlichkeit bzw. die etwas „düsterere Lesart“ zu sprechen kamt, fiel mir die etwas ältere dänische Krimiserie Ørnen: En krimi-odyssé (mit „Der Adler – Die Spur des Verbrechens“ nicht ganz passend übersetzt) ein, deren Hauptcharakter ist auch so ein „Odysseus-Typ“ ist – einer, der mehr oder minder ruhelos durch die Weltgeschichte streift, unfähig(?) nach Hause zu finden und einiges an eigenem Ballast mit sich herumschleppt.
Es ist spannend, in wie vielen Facetten dieser Sagenstoff inzwischen nacherzählt worden ist oder sich in jüngeren Werken auch wiederfindet. (Und juhu, endlich wieder Troja Alert! :D)
Ach herrlich 😉 Ich finde es wirklich wunderschön, wie Ihr in Eurem Interpretations- / Spekulationsteil ständig Dinge umkreist, die mir im Erzählteil sozusagen ins Gesicht springen, ohne diese dann an- oder auszusprechen 😉
Ich sitze dann jedesmal vor dem Internet, feuere Euch an und raufe mir die Haare („heiss, heiss, heiss“ / „kalt, kalt, kalt“) – das macht wirklich sehr sehr viel Spass, vielen Dank dafür!
In dem Fall hier muss ich aber wirklich mal einen Kommentar dazu verfassen: Die psychologische Interpretation von Odysseus finde ich ganz hervorragend! Was mir dabei aber unter den Nägeln brennt ist die Herleitung aus / die Verortung in der Entwicklung der griechischen Mythologie selbst, sprich: der Vergleich mit anderen Heldenfiguren, Erzählformen, genauer: Hallo? Herakles? Der Vergleich zu eine Figur wie Herakles steht ja wie ein Elefant im Raum, oder? 😉
Ich meine: Die Funktion der Geschichten, die ihr behandelt wandelt sich ja permanent, im Übergang von Mythologie zur Geschichtsschreibung (Legitimation von Herrschaft durch dynastische / genealogische Anknüpfung an Götter / Helden in Verbindung mit Lehrerzählungen etc) bis hin zum Trojanischen Krieg (= Referenz auf Götter etc bekommt eine völlig andere Bedeutung – dort könnte man sich den Rückgriff auf die Morien nochmal genauer ansehen!).
Und hier sind wir nun auf dem Weg zu einer fast romanhaften Erzählform (= ein Individuum das als solches / an sich / qua Persönlichkeit interessiert?) Da liegen gefühlt rote Fäden rum, allein schon zwischen den Geschichten, die … ja, eben zu einem Vergleich mit Herakles und dessen Erzählform, Rezeption etc führen müssen – ich verkneife mir mal zurecht-gebogene Referenzen auf Ariadne 😉
Vielleicht könnte man auf diese „binnen-kulturelle Entwicklung“ mal einen komparatistischen Blick werfen? Hier bin ich allerdings wirklich kein Fachmann, vielleicht ist das auch Quatsch.
Bitte nicht falsch verstehen, das hier ist wirklich nur eine Anmerkung / Anregung! Aber da Ihr es ja komischerweise nicht mitbekommt wenn ich beim Hören „Hallo? Herakles?“ rufe, dachte ich mir ich umreisse Euch die Fragestellung einmal in dieser Form, ich hoffe das macht soweit für Euch Sinn 😉
Bitte macht weiter so, auch die popkulturellen Referenzen etc möchte ich in keiner Form missen, das ist alles super!
Hallo Stefan!
Du hast (in Deiner Einleitung zu Folge 45) völlig Recht: von einer echten Parallele zwischen Herakles und Odysseus zu sprechen ist Unfug – das habe ich genaugenommen auch nicht (explizit) getan, allerdings angedeutet … sei’s drum 😉
So oder so sehe ich, dass ich mich recht vage ausgedrückt habe, und kann meine „Aufregung“ im Nachhinein selbst nicht mehr ganz nachvollziehen. Was mich dabei allerdings tatsächlich interessiert ist halt die Frage, was die Geschichten, die Ihr behandelt, über die Menschen aussagen, die sich diese Geschichten erfinden / erzählen / vorlesen / auf Festen vortragen etc. Das ist für mich eins der wertvollsten Unterscheidungsmerkmale von Troja Alert zu anderen Podcasts!
Dazu gehört dann sehr stark auch die Besprechung der Textgattung / Erzählform. Die ist ja tatsächlich bei Odysseus hochinteressant, und ich fand das insb. deshalb bemerkenswert weil Odysseus eben auch eine besondere Figur zu sein scheint, denn unabhängig davon ob man nun bei der Diagnose „PTBS“ mit geht oder nicht – es geht hier ja um einen Menschen, der psychologisch beschrieben wird und eben nicht als Sinnbild von Tugenden oder Vermenschlichung von Naturgewalten o. ä. – und auch andere Funktionen von Geschichte scheinen nicht ganz zu greifen (Legenden die politische Machtverhältnisse dokumentieren, Lehr-Erzählungen etc)
Deshalb interessiert es mich, was das über die kulturelle Entwicklung derjenigen aussagt, die eine derart neue Geschichte in einer neuen Erzählform geschaffen und rezipiert haben.
In dem Zusammenhang schien mir beim Hören von Episode 43 ein Vergleich mit Herakles interessant, denn er erlebt ja ähnliche Dinge wie Odysseus (Reise als Auseinandersetzung mit Schicksal, Lebensaufgabe unter Gunst / Ungunst von Göttern, persönliche / charakterliche Entwicklung ). Trotzdem sind dies zwei völlig unterschiedliche Geschichten.
Ich sehe aber jetzt, mit knapp einem Jahr Abstand, dass darin doch wohl sehr wilde Assoziationen meinerseits stecken. Vor allem ein Vergleich der Textform macht wohl wenig Sinn, da es von Herakles ja sehr viele unterschiedliche Texte gibt, das wäre dann wohl tatsächlich eine Frage für Literaturwissenschaftler – und dann könnte man vermutlich genauso gut auch andere Texte als die über Herakles nehmen.
Wenn ich mich recht erinnere schwebte mir sowas vor wie: vielleicht gab es ja nach dem Trojanischen Krieg einen kulturellen Wandel wie bspw in Europa nach dem 1. Weltkrieg, der sich dann in Kulturtechniken wie eben der Literatur zeigt (Textform der Odysee), und in denen sich dann ein neues Menschenbild nachgewiesen werden kann (der Mensch als Individuum mit psychologischer, persönlicher Geschichte).
Aber gut, einen Vergleich mit Herakles wäre dabei tatsächlich an den Haaren herbeigezogen, daher nehmt meinen Kommentar einfach als Nachweis, dass Ihr Eure Hörer durchaus auch zum wilden Assoziieren und Spekulieren anregt, und das ist ja eine gute Sache 😉
Schöne Grüße, macht weiter so!
Da die griechischen Götter ja nicht allwissend waren, sollte nicht unerwähnt bleiben, wie Poseidon von der Geschichte erfuhr: der geblendete Polyphem folgt dem Jubel der fliehenden Gruppe um Odysseus, aber er erreicht die Küste erst, als Odysseus Schiff schon außer Reichweite ist. Und weil Odysseus sich nun sicher fühlt gibt er seinen wahren Namen preis.
Eurer Theorie vom armen, selbst-verleugnenden PTSD-Opfer baut darauf auf, dass Odysseus, das, was er sagt, ernsthaft meint. Das halte ich für … bestenfalls unwahrscheinlich.
Danke für die Rückmeldung und die Ergänzung. Wie du darauf kommst, dass unsere PTSD Idee darauf baut, dass Odysseus hier innerhalb der Geschichte die Wahrheit sagt, verwundert mich allerdings. Tatsächlich glaube ich ihm als Erzähler kein Wort.
Ich habe die Folge wieder einmal ausgesprochen genossen. Trotzdem bin ich von eurer Theorie nicht so ganz überzeugt. Schaut euch Tobias‘ Kommentar an. Auch das „Zurückpfeifen“ seiner Kundschafter vom Lotus-Suchten passt nicht so ganz, finde ich. Denn wäre er auf selbstzerstörerischer, hedonistischer/nihilistischer Mission, hätte er sich dort doch auch hervorragend zudröhnen können. Das Volks scheint ja nicht gefährlich gewesen zu sein.
Danke auch an dich. Und auch hier das selbe in grün. Ich glaube ihm nicht, dass er jemanden zurückgepfiffen hat. Das erzählt er zwar so, aber wir können über die Gründe der Abreise nur spekulieren. Ich würde vermuten, dass er und seine Leute – wie alle, die die Gastfreundschatt zu sehr ausgereizt haben – schlicht rausgeflogen ist. Oder zumindest sehr deutlich gebeten wurde, weiter zu reisen.
Die Situation ähnelt der aus der äußersten Rahmenhandlung, in der sein Sohn sich ebenfalls mit einer Horde feiernder „Dauergäste“ auseinandersetzen muss.
Hey, zum Thema Lotos: was haltet ihr von Khat als Kandidat? Der lateinische Name erinnert doch stark an Kathago (Phönizier) und die Lotophagen werden ja auch an der Cyrenaika verortet, was noch mehr in die Richtung weist