TRO006 Nomade, Spielmann, Metaschmied

Kain und Abel

In der sechsten Folge spreche ich mit Daniel über die Fortführung des Schöpfungsmythos der Hebräer: Der Mythos von Kain und Abel. Was gerne als eine Geschichte über Mord oder Totschlag im Zorn mit anschließender Verbannung des Mörders interpretiert wird, stellt sich beim näheren Hinsehen als etwas anderes dar. Aber hört selbst.
Dauer: 1:10:11

Mitwirkende:
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Stefan Thesing
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Daniel Franz
Cain and Abel. Mironov

Mironov: Kain und Abel

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10 Gedanken zu „TRO006 Nomade, Spielmann, Metaschmied

  1. Tsvah'iiyr Siukh

    Ich finde die Geschichte ein Plädoyer für das EInsiedlertum. Bestimmte Leute richten innerhalb der Gesellschaft halt solchen Schaden an, das man sie besser allein lassen sollte. Nerds muss man halt in Ruhe lassen^^

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    1. sthesing Beitragsautor

      Als Einsiedler oder Nerd würde ich Kain nun nicht interpretieren, schließlich gründet er Städte und Volksstämme. Das klingt nicht so sehr nach einem Einzelgänger. Aber diese herumziehenden Volksgruppen, die waren gefährlich. Ich erinnere mich irgendwo mal eine These gelesen zu haben, dass es einen inhärenten Grenzkonflikt zwischen Nomadenvölkern und den sesshaften Völkern gibt, der tendenziell immer davon geprägt war, dass die sesshaften Völker versucht haben, die Nomaden beim Handel über’s Ohr zu hauen, und die Nomaden andererseits immer eine Bedrohung in Form von Raubzügen darstellten.
      Ich sehe Kain eher als Attila oder Dschingis Khan und nicht so sehr als Meinrad von Einsiedeln oder Richard Stallman 😉

      Vielen Dank für Deine Rückmeldung!

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  2. @dot_dee

    Ein paar weitere Gedanken:
    Kain, der Ackerbauer muss nach dem Mord an seinem Bruder dann ja de fakto Abels „Rolle“ als Hirte (Nomade..) übernehmen. Auch als Sühne gedacht?

    Gott straft Kain, verstößt ihn, raubt ihm jegliche Heimat, tötet ihn aber nicht. Könnte man als Akt der Liebe Gottes verstehen und als Zeichen gegen die Todesstrafe.

    Die Sache mit dem „große(r) Bru/üder hackt/en auf kleinem Bruder rum“ gibts ja auch bei Josef (und David). Insbesondere bei Josef strafen die großen Brüder den kleinen schwer und „töten“ ihn. (Gen 37).
    Auch bei David (1 Samuel 16) kann EIfersucht von seinen Brüdern auf ihn interpretiert werden. Insbesondere in bebilderten Kinderbibeln muss man sich nur die Gesichtsausdrücke anschauen ^^

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  3. Puddingpulver

    Hallo,

    Ich dachte immer es geht eher um eine Verhaltensanweisung an die Eltern. Behandle deine Kinder immer gleich und bevorzuge niemanden um Missgunst unter Geschwistern zu vermeiden. Bestrafe deine Kinder mit Augenmaß, egal wie schlimm Ihre Taten waren und Liebe sie dennoch. Das Zeichen von Gott an Kain um Ihn vor der Rache der anderen Menschen zu schützen verstehe ich jedenfalls so.

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  4. Sascha Vogt

    Im Grunde war Gott durch die Missachtung von Kains Opfer Schuld am darauffolgenden Eifersuchtsmord. Also konnte er Kain nicht töten. In der Folge wurde Kain durch das Zeichen geschützt zu einem Leben mit der Erinnerung an seinem Mangel an Selbstbeherrschung verdammt. „Du sollst nicht töten.“ kam ja erst später.

    Danke

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    1. David

      Und zwar ja eigentlich als frühe Entdeckung des pubertären Trotzes: „Wenn dir Blutopfer von Lebewesen halt lieber sind als Obst und Getreide, dann zeig ich dir jetzt mal wie gut mein von dir so geliebter Bruder blutet.“
      So mit 10 Jahren Abstand zur Veröffentlichung sind das irgendwie die Vibes, die dazu bei mir ankommen.

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  5. Lena

    Ahoi!
    Im letzten Schuljahr bin ich irgendwie zur zweifelhaften Ehre gekommen in der 3. Klasse Religion zu unterrichten. Zweifelhaft, da ich überzeugte Atheistin bin, was offensichtlich zu dem einen oder anderen Überzeugungskonflikt führt. Daher bin ich sehr froh, dass ihr die Bibelgeschichten so toll erzählt und auseinandernehmt. Dadurch habe ich einen guten Weg gefunden, mit den Kindern darüber zu reden ohne dabei das Gefühl zu haben, Kirchenpropaganda zu betreiben. Außerdem muss ich mir nix durchlesen, sondern kann es mir gemütlich auf der Couch 🙂 . Also vielen Dank dafür!!! Morgen bekommen die Kinder dann „Kain und Abel I – Die Ermordung“ erzählt. Hoffentlich wird es genauso ein Erfolg wie „In sieben Tagen Schöpfung“ und „Erkenntnis und Betrug im Paradies“. Hier sind die Kinder übrigens in der regel sehr begeistert ob der flammenden Schwerter der Engel, ein Detail, dass keines vergisst – wie aber der Mann von Eva gleich nochmal hieß, ist wohl schwieriger zu behalten…

    Also bitte frisch voran mit der Bibel 😉

    Liebe Grüße
    Lena

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  6. Melanie

    Ich finde die Erzählung interessant, indem Gott lief da immer noch um seine Menschen herum. Fast genauso wie mit Adam und Eva. Er kommt mal vorbei um nach ihnen zu schauen. Da wissen die Menschen immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen sollten. Es braucht einige Generationen bis sie es mit dem Opfergaben so verstehen (Jakob und Esau haben es später im noch nicht raus), was Gott gefällt.
    Wir wissen es ja im nachhinein, da wir den Griechische Göttersagen kennen, dass gebratene Fleisch besser riecht als gebrannte Getreide. Kann es sein, das Gott Kains Opfer nicht gemerkt hat, weil das riecht ein bisschen nach einen alltägliche Buschbrand?

    Ich finde den ausgelassene Gespräch zwischen Kain und Abel interessant. Ich stelle mir vor: Kain klagt sein Leid an seinem Bruder. Warum hat er es nicht noch mal mit was anderen probiert? Oder ein bisschen Getreide gegen einen Tier getauscht und geopfert? Irgendwas in diesem Gespräch hat Kain so entzornt, dass es zum Mord kam.

    Ich meine gehört zu haben, dass Kain sein Bruder mit dem Kiefer von einem Esel erschlagen. Wo kam das denn her?

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  7. Konrad

    Ihr habt diese Folge ja schon 2012 aufgenommen, aber ich bin einfach nicht eher über euren Podcast gestolpert – höre mir jetzt nach und nach alles an. Bisher bin ich wirklich sehr angetan, vielen Dank dafür. 🙂

    Also, Kain und Abel. Ihr habt viel angeschnitten und euch insbesondere über die Nomadentheorie Gedanken gemacht. Mir sind einige Dinge aufgefallen, die ihr nicht ganz so direkt aufgegriffen habt.

    Auffallend ist, dass die gesamte Geschichte aus der Kain-Perspektive erzählt wird. Seine Handlungen werden ziemlich detailliert aufgegriffen, auch über seine Gedanken lassen sich ziemlich plausible Schlüsse ziehen. Abel hingegen, der ja eigentlich „der Gute“ in der Geschichte ist, geht dabei völlig unter (was ja auch schon der Name sagt: „Atem“ ist vergänglich). Abel ist im Endeffekt ein Nebencharakter.

    Gott bzw. sein Handeln bleibt im Rahmen dieser Geschichte ein Mysterium. Zunächst einmal ist es das erste Mal, dass überhaupt Opferungen auftauchen. Sie sind quasi einfach da, existieren vorher nicht und Gott verlangt sie laut Bibel nicht explizit. Und dann ignoriert er auch noch das Opfer Kains, ohne ersichtlichen Grund. Interessanterweise erkennt er zunächst nicht, dass Kein verbittert ist. Ist er doch nicht so allwissend wie gemeinhin behauptet? (Das habe ich mich auch schon bei Adam und Eva gefragt: Wieso muss er erst im Garten spazieren gehen, um zu erkennen, dass die beiden sich verstecken und die Scham „entdeckt“ haben?) Ist er durch seine Missachtung des Opfers Kain’s womöglich mitverantwortlich für den tragischen Ausgang der Geschichte? Bestraft er ihn deshalb nicht härter? (Über das Ausmaß der Härte lässt sich hier vortrefflich streiten.)

    Obwohl die Nomadenhypothese sinnvoll erscheint, könnte es vielleicht auch eine „einfachere“ Interpretation dieses Mythos geben. Es könnte ein Gleichnis dafür sein, dass uns Menschen trotz harter Arbeit und vorbildlichen Verhaltens (Kain bestellt seine Felder und bringt Opfer dar) nicht immer die Wertschätzung entgegengebracht wird, die wir uns erhoffen bzw. die wir erwarten. Anders ausgedrückt: Wir sind nicht in der Lage, die Motive hinter bestimmten Handlungen Gottes zu verstehen („Die Wege des Herrn sind unergründlich.“). Dies wird später im Buch Hiob explizit aufgegriffen. Wenn dem aber so ist, dann sollten wir dies vielleicht einfach hinnehmen. Wenn wir erkennen, dass Jedem von uns ein Kain innewohnt, sollten wir uns vielleicht mehr in der Kunst üben, ihn im Zaum zu halten und unseren Gefühlen und Emotionen keine freie Bahn zu lassen.

    Anyway, just my two cents.

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  8. Sebastian

    Die Geschichte erweckt denn Eindruck als ginge es hier um eine erfahrene Ereigniskette eines sesshaften Volkes:

    – Bauer (alias Volk des Erzähler) schuftet, Ertrag gering
    – Hirte (Fremdes Volk), fauler Sack, tut nix als hinter den Schafen herzutroten.
    – Scharfe fressen Feld leer
    – „und Kain sprach zu Abel: wenn ich dich noch mal auf meinem Feld erwische…“
    – Scharfe wieder auf Feld
    – Streit, Kampf, Verwüstung
    – Ernte zerstört
    – Auszug in die Ferne (eines Teils des Volkes) wegen Hungersnot.

    Nach ein paar Generationen hat jemand Gott mit eingebaut. Noch ein wenig später wurde das dann auf die komischen Leute (Keniter) umgedeutet weils gerade so passt. Und Voilà!

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